Das Pleinfelder Umland - sandig, karg
und somit in grauer Vorzeit wirtschaftlich wenig attraktiv - bietet
aus prähistorischer Sicht wenig Spektakuläres. Wohl können
einzelne Steinzeitfunde und -plätze aus allen Epochen bezeugt
werden, wohl findet sich manches bronzezeitliche Hügelgrab
und sogar eine zeitgleiche Siedlung (Seemannsmühle) in der
Nähe, auch Zeugnisse aus der Eisenzeit und später; jedoch
verschmähten selbst die expansionsfreudigen Römer die
Sandgebiete, da sie ihre Pfahlgrenze - den Limes - über das
„Pfahlholz" zwischen dem heutigen Ellingen und Pleinfeld
anlegten. Pleinfelds Umland war mithin römisches Ausland und
wurde nachweislich von einheimischen Kelten bewohnt (Ottmarsfeld
und Engelreuth).
Erst mit der germanischen Landabnahme ab 233 v. Chr.
änderte sich das Bild: Die Alemannen und späteren „Schwaben",
sodann ihre Bezwinger, die Franken, und zuletzt vom Osten her die
Bajuwaren prägten mit ihren Einflüssen die Gebietsaufteilung
und - heute noch - die bunt gemischte Mundart dieses Raumes. Vom
8. Jahrhundert an überwogen eindeutig die fränkischen
Akzente. Die Schwäbische Rezat galt in unserem Bereich als
Trennlinie zwischen dem fränkischen Gau Sualafeld westlich
und dem bayerischen Nordgau östlich des Flusses. Der Rezatverlauf
mit seiner Talaue bot sich in der Folgezeit zunehmend für eine
Durchgangsstraße an, wie sich denn auch später ein Hauptverkehrsweg
zwischen Thüringen (Erfurt) über Bamberg, Nürnberg
und Augsburg nach Italien entwickelte. Die Gunst der Verkehrslage
ließ Pleinfeld entstehen, mit Sicherheit zunächst rechts
der Rezat, also auf „bayerischem" Gebiet. Seit dem 8.
Jahrhundert wird dieser Ort als Blienfled, Pliginvelt, Plienfeld
usw. erwähnt, erstmalig in einer Schenkungsurkunde.
Eine Kunigund von Blienfeld übereignet dem Kloster
Fulda Besitztümer in Ettenstatt (um 780). Somit dürfte
schon in dieser Zeit niederer Adel in Pleinfeld begütert gewesen
sein. Ab 1130 werden mehrere Pleinfelder Adelige bezeugt, die z.
T. hohe Ämter innehatten, einmal gar das Truchseßamt
(=Verpflegungsamt) beim Bischof zu Eichstätt. Den ritterlichen
Adel vertritt am gewichtigsten der berühmte Parzivaldichter
Wolfram von Eschenbach, welcher von Minnesänger Albrecht als
„mein Freund von Bleienfelden" bezeichnet wird. Da sich
Wolfram einen Baiern nennt, ist Pleinfeld mit größter
Wahrscheinlichkeit sein Geburtsort. Als Lehensmann des Marschalls
von Pappenheim muß er von diesem zu Eschenbach ein Lehen erhalten
haben. Später sind es die Schechsen, die Lidwache und andere
Adelsgeschlechter, die in Pleinfeld einen burgähnlichen Sitz
besessen haben.
1483 erwirkt der Eichstätter Bischof Wilhelm
von Reichenau bei Kaiser Friedrich III. für Pleinfeld das Marktrecht
an 5 Tagen im Jahr. Spätestens 1486 folgt der Wappenbrief und
das Befestigungsrecht für den jungen Markt, der jetzt westlich
der Rezat entsteht. Die Einsprüche der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach,
der Nürnberger Burggrafen und der Freien Reichsstadt Weißenburg
verursachen eine erhebliche Verzögerung der Ummauerung, die
erst gegen 1540 begonnen worden sein kann, während das nahegelegene
Sandsee bereits um 1490 eine Mauer mit Graben erhält. Pleinfelds
Bedeutung als Markt- und Durchzugsort unterstreicht die Errichtung
einer Pferdepoststelle (seit 1635 bezeugt) ebenso wie die einer
Eichstätter Hauptzollstätte um 1690. Nebenzollstellen
befanden sich u. a. in Stirn, Mühlstetten und Fiegenstall,
womit Zollun- willigen die Umwege abgeschnitten waren.
1634 versieht aus Mangel an Bewohnern nicht einmal
mehr ein Pfarrer seinen Dienst in Pleinfeld und noch 1659 waren
im Bereich des Pflegeamtes Sandsee 58 Güter verödet (Folgen
des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648). 1660 wird das im
Krieg zerstörte Schloß Sandsee wieder aufgebaut. Der
Markt und sein breit gefächertes Handwerk erleben um 1700 eine
neue Blüte: Die Neubauten häufen sich (Bau der Rezatbrücke
1695; Kirchenerneuerung 1702; Rathausbau 1702; Kastenhaus - Getreidespeicher
1724). 1701 wird in Pleinfeld Johann Florian Herbst - der spätere
Abt Maurus Xaverius zu Plankstetten - geboren.
1802 hat alle Eichstättische Fürstbistumsherrlichkeit
ihr Ende, denn Pleinfeld wird bayerisch. Unberührt von den
großen politischen Strömungen (1848/49) gewinnt Pleinfeld
durch die Bahnlinie nach Gunzenhausen (1849) und nach Weißenburg
(1869) knotenpunktartige Bedeutung.
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Dennoch dauert es bis nach 1945, ehe der Markt
mit seinem Provinzialcharakter durch rege Siedlungstätigkeit,
vielerlei Erschließungsmaßnahmen, erhebliche Modernisierung
(Schulen, Freizeitanlagen), zahlreiche Eingemeindungen, zunehmende
Industrialisierung und nunmehr auch durch das Brombachspeicherprojekt
über seinen Kreis hinaus von sich reden macht. Die Projekte
der 80er und 90er Jahre verändern das Bild der Landschaft,
des Verkehrsnetzes und der Wirtschaftsstruktur mit Fremdenverkehrsaufkommen
auf das nachhaltigste. Spalter Tor
Spalter Tor um 1933 |
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